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Eigentlich weiß der Erste Hauptkommissar Werner Strothmann nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Seit 14 Tagen jagt er mit seinen Assistenten einen flüchtigen Freigänger. Der hat bei seiner Flucht ein Mädchen vergewaltigt und erdrosselt und einen Obdachlosen erschlagen. Jeder reagiert nur noch gereizt. Selbst Strothmanns Vorgesetzter, Polizeioberrat Wolfhard Lawerentz, schleicht wie ein geprügelter Hund umher und zerfließt geradezu vor beängstigender Höflichkeit. Ausgerechnet an dem Tag, als ihnen der Mörder - wieder einmal - entkommt, wird Werner Strothmann eine CD zugespielt, auf der fein…mehr

Produktbeschreibung
Eigentlich weiß der Erste Hauptkommissar Werner Strothmann nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Seit 14 Tagen jagt er mit seinen Assistenten einen flüchtigen Freigänger. Der hat bei seiner Flucht ein Mädchen vergewaltigt und erdrosselt und einen Obdachlosen erschlagen. Jeder reagiert nur noch gereizt. Selbst Strothmanns Vorgesetzter, Polizeioberrat Wolfhard Lawerentz, schleicht wie ein geprügelter Hund umher und zerfließt geradezu vor beängstigender Höflichkeit. Ausgerechnet an dem Tag, als ihnen der Mörder - wieder einmal - entkommt, wird Werner Strothmann eine CD zugespielt, auf der fein säuberlich die Struktur der "Russenmafia" in Deutschland aufgelistet ist. Schon will er die Information den Kollegen von der Organisierten Kriminalität übergeben, als ihn ein Name, den er sehr gut kennt, stutzig macht. Er ermittelt auf eigene Faust und stößt plötzlich auf eine heiße Spur. Wer ist noch Freund und wer schon Feind? Und wer ist der dicke Mann, dem die attraktive Anne Soltau das Leben gere ttet hat? Er kommt einem fein vernetzten Verbrecherring auf die Spur. Und als er begreift, dass Anne Soltau das nächste Opfer sein wird, beginnt ein verzweifelter Wettlauf um deren Leben. Hauptkommissar Strothmann ermittelt wieder: ein temporeicher Krimi aus dem Milieu der Kriminalpolizei Berlin. Mit alten Bekannten wie dem schweigsamen Rainer Spies, der kettenrauchenden Staatsanwältin Müller-McCloud und nicht zuletzt der hinreißenden Juristin Anne Soltau kommt Strothmann einem gefährlichen Verbrecherring auf die Spur.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.09.1998

Reichsmark für Rußland
Deutschlands finanzielle Unterstützung der Bolschewisten

Gerhard Schiesser, Jochen Trauptmann: Russisch Roulette. Das deutsche Geld und die Oktoberrevolution. Das Neue Berlin Verlagsgesellschaft, Berlin 1998. 316 Seiten, zahlreiche Fotos und Dokumente, 29,80 Mark.

Anfang 1918 glaubte Edgar Sisson, Sonderbeauftragter des amerikanischen Präsidenten in Rußland, den Coup seines Lebens gelandet zu haben: Es war ihm gelungen, deutsche und russische Dokumente zu beschaffen, aus denen hervorging, daß Lenin Geld vom kaiserlichen Deutschland erhalten habe. Nach einer mehrwöchigen abenteuerlichen Reise konnte Sisson die Dokumente der amerikanischen Regierung vorlegen, und er hoffte auf eine baldige, aufsehenerregende Veröffentlichung. Aber die Behörden waren mißtrauisch. Sie hielten zumindest einen Teil der Dokumente für gefälscht. Amerikanische Zeitungen veröffentlichten jedoch einige der Dokumente, schließlich erschienen sie als private Veröffentlichung 1918 in den Vereinigten Staaten und 1919 in der Schweiz unter dem Titel "Die Entlarvung der deutsch-bolschewistischen Verschwörung".

Hat es eine solche Verschwörung gegeben, und war Lenin ein deutscher Agent? Die beiden Journalisten Gerhard Schiesser und Jochen Trauptmann sind der Sache nachgegangen, haben einen Dokumentarfilm darüber gedreht, aus dem dann das vorliegende Buch geworden ist.

Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs ergab sich eine eigenartige Interessenübereinstimmung zweier sonst völlig entgegengesetzter politischer Kräfte: Die Führung des kaiserlichen Deutschland und russische revolutionäre Bewegungen waren - wenn auch aus unterschiedlichen Gründen und mit unterschiedlicher Zielsetzung - daran interessiert, das Zarenregime zu schwächen oder zu beseitigen. Lag da der Gedanke fern, daß man in einer taktischen, opportunistischen Zusammenarbeit versuchen könnte, dieses Ziel zu erreichen? Ein offenes Zusammengehen war ausgeschlossen, und deshalb mußten andere Wege gefunden werden.

Die Verfasser berichten, wie über den Revolutionär, Kriegsgewinnler und Multimillionär Alexander Parvus-Helphand Kontakte zwischen dem Auswärtigen Amt und der Gruppe um Lenin zustande kamen, wie diese Verbindungen über die deutschen diplomatischen Vertretungen in Kopenhagen, Stockholm, Genf weitergeführt wurden: Sie zeigen die verschlungenen Wege auf, über die Millionen an Rubel und Mark über Geschäftsverbindungen aus den Etats des Auswärtigen Amtes und des Generalstabs in die Kasse russischer Revolutionäre flossen.

Die deutsche Führung war überzeugt, daß die Bolschewisten als die radikalste Gruppierung am ehesten den deutschen Zielen entsprechen würden - sie hatten inzwischen unter demütigenden Bedingungen den Krieg mit Deutschland beendet, womit Deutschland eines seiner Ziele erreicht hatte. Der deutsche Gesandte in Moskau, Graf Mirbach, berichtete deshalb im Juli 1918 an das Auswärtige Amt, daß weiterhin drei Millionen Mark monatlich nötig seien, um die Bolschewisten an der Macht zu halten und den Einfluß der westlichen Kriegsgegner Deutschlands in Rußland zu bekämpfen.

Es ist fraglich, ob die Bezeichnung "deutsch-bolschewistische Verschwörung" zutreffend ist. Sicherlich war Lenin kein deutscher Agent, aber es gab ein skrupelloses Zusammenspiel, in dem jeder den anderen für seine eigenen Ziele auszunutzen versuchte. Zwei besondere Aspekte seien vermerkt: Ein Teil des von Deutschland den Bolschewisten zur Verfügung gestellten Geldes floß möglicherweise etwas später nach Deutschland zurück - als Unterstützung für die deutschen Kommunisten, als diese nun versuchten, nach der Macht zu greifen. Und Edgar Sisson war zwar einem Fälscher aufgesessen - zumindest für einen großen Teil der Dokumente -, aber inhaltlich hatte er mit seinen Feststellungen weitgehend recht gehabt.

Der Bericht stützt sich in erster Linie auf Unterlagen des Archivs des kaiserlichen Auswärtigen Amtes, ergänzt durch Recherchen in Archiven in den Vereinigten Staaten, Schweden und Dänemark, er verzichtet aber auf genaue Quellenangaben. Die Verfasser erwähnen auch nicht, daß der britische Historiker Zeman bereits 1958 über hundert einschlägige Dokumente aus dem Archiv des Auswärtigen Amtes veröffentlicht hat, allerdings in englischer Übersetzung.

"Russisch Roulette" ist ein Buch von Journalisten, nicht von Historikern; es legt weniger Wert auf geduldige Analysen als auf interessante Schilderung, ergänzt durch Anekdoten und die Beschreibung bunter Persönlichkeiten. Der Kern der Beziehungen zwischen der kaiserlichen Führung und russischen Revolutionären ist seit langem bekannt, wird hier also nicht "erstmals beschrieben", wohl aber die vielen Einzelheiten über Geldtransfers, Kurierwege und politische Hintergedanken.

HANS KLUTH

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